Bis zur Jagdhütte hin soll es aper sein. Der Wasserfall sei ansonsten vereist und wir kommen dort nicht oder nur schwierig weiter. So habe ich es schon im Februar gehört. Also warten. Aber es schneit immer und immer wieder und die begehrte Skitour wird von Woche zu Woche verschoben. Jetzt ist es schon Anfang Mai – Klimawandel wo bist Du? Doch dann scheint es zu passen: Aper bis auf 1200 m und dann ein abrupter Übergang zu einer noch mächtigen Schneedecke.

Am Samstag ist schönes Wetter vorhergesagt. Doch ich musste meinen Cousin helfen und Nachmittags hatten wir eine Bergwacht Ausbildung. Ich hätte weinen können! Und dann musste ich noch die schönen Fotos im Status meiner Freunde ertragen. Volle zwei Tage lang unbeschreibliches Leid. Doch dann war am Dienstag endlich wieder schönes Wetter vorhergesagt. Ich konnte nicht anders und habe mir Vormittag Zeitausgleich genommen. Im schönen Kar musste ich noch Gas geben, um meinen Checkpoint zu erreichen: Sonnenaufgang an der Scharte. Geil!

Immer wenn ich die Felle abziehen will, habe ich wieder eine Idee für ein Foto. Außer dem rot glühenden Horizont zeigt sich auch noch der Mond. Und dann spitzte der Glutmuckel über den Bergen. Der mir noch unklare Abschnitt der Route ist mir jetzt auch klar. Also auf der Südseite den Schnee checken. Hart, eben, griffig > passt! Wieder mit Fellen geht es zügig weiter. Wieder lässt es sich ohne Harscheisen gut gehen. Wieder ein Fotomotiv: Wie kann ich die Wechte in Szene setzen? Auf der Südseite ist nicht mehr so viel Schnee und ich muss mir einen Weg durch die Latschen suchen. Ich finde anscheinend gut durchs Labyrinth und bin überraschend schnell am Gipfel.

Ganz allein auf dem Sonntagshorn. Unglaublich. Im Hochwinter sind hier auch bei schlechtem Wetter mehrere hundert Skibergsteiger unterwegs. Der Himmel ist stahlbau. Die Sonne posiert noch tief. Klick, klick, klick, klick… Hinten runter finde ich noch eisige Stellen unter dem Neuschnee, deshalb drohen meine Skischuhe zu rutschen. Konzentration ist gefordert. Bei der sehr steilen Einfahrt muss ich mich kurz überwinden. Doch dann macht jeder Schwung im Firn Spaß. Mit nur wenigen Metern bergauf komme ich wieder über die Scharte.

Super, so komme ich noch pünktlich mittags in die Arbeit. Noch fast Powder auf der Nordseite. Wenn’s läuft dann läufts! Zurück am Auto stelle ich fest, dass ich fast sieben Stunden immer was zu tun hatte. Immer die Gedanken bei der Tour und wo es schöne Fotos zu machen gibt. Meine Breze habe ich nicht angerührt. Ich war so im Flow, dass ich nie das Verlangen hatte etwas Essen zu müssen. Die Brotzeit habe ich 1:1 wie ich sie mitgenommen habe, wieder zurück zum Auto gebracht!
