Unter mir klatschen die Wellen an den Fels und lassen das Wasser weiß aufschäumen. Ich strecke mich und fasse den nächsten Griff: Schön rauh und gut hinterschnitten schenkt er mir wieder Sicherheit. Zug um Zug ziehe ich weiter, ich fühle mich frei und habe an der kurzweiligen Kletterei Spaß. Schon einige Meter oben finde ich nur noch einen kleinen Griff und dann rutscht mir auch noch mein nasser Kletterschuh von Tritt. Nach einigen Augenblicken freien Fall tauche ich in das warme Wasser ein. DWS ist ein ganz besonderes Erlebnis, dass man während eines Kletteraufenthaltes in Mallorca unbedingt entdecken und mit den eigenen Sinnen erfühlen muss! Zum Baden und Feiern auf Malle ist der Standard Sommerurlaub für uns Festlandeuropäer. Da die Insel dank hervorragender und billiger Flugverbindungen leicht erreichbar ist, hat sich das Archipel zur Lieblingsinsel von uns Deutschen gemausert. Die Insel will den Ruf des maßlosen besaufen am Ballermann immer mehr los werden und ist auch auf gutem Weg dabei. Eigentlich haben es die Touristiker nicht schwer, denn die schöne Mittelmeerinsel hat so viel mehr zu bieten: Längst fahren viele Straßenradsportler vom Hobbyathleten bis zum Profi im Frühjahr zum Saisonstart auf Mallorca. Doch dass auf der Ferieninsel Nummer 1 auch hervorragende Klettergebiete darauf warten entdeckt zu werden, ist noch wenig bekannt. Doch egal was die Hauptbeweggründe sind um auf Mallorca zu fliegen, das angenehme Drumherum können alle genießen: Das Klima ist sehr mild und so ist die Insel für einen frühen Saisonstart oder die Saisonverlängerung sehr geeignet. Es gibt nichts schöneres als nach einem tollen Klettertag im Oktober Abends in einer lauen Nacht draußen die Köstlichkeiten der Mallorquinischen Küche zu genießen. Weiters bietet die Insel eine hervorragende Infrastruktur mit Straßen und Unterkünften etc. dass man sich in der Ferne schnell wohl fühlt. Doch man muss keine Angst haben, es ist noch lange nicht die ganze Insel zugebaut. Die Mallorquiner haben sehr wohl ein Verständnis für unberührte Natur und schützen diese. So gibt es unzählige sehr schöne, kleine Strände an denen man einen Klettertag ausklingen lassen kann. Die Muskel entspannen mit ein paar Schwimmbewegungen im warmen Meer. Beim rausgehen aus dem Wasser gleiten die Fußsohlen in den weichen Sand und die Wellen streichen sanft um die Füße!
Charakter
Auf Mallorca gibt es hervorragenden Kalk, der durch den Einfluss des Meeres messerscharfe Kanten hat. Malle wird von Kletterern noch nicht so viel besucht, so dass der Fels auch (noch) sehr rau und nicht abgeklettert ist.
Leider fällt beim Studium des Kletterführers, wie in den meisten Klettergebieten auf, dass es eine unüberschaubar große Anzahl an schwierigen Ruten gibt und man Gebiete mit gemäßigten Schwierigkeiten suchen muss. Doch für einen Urlaub reichen die Klettergärten auch für Genußkletterer, die im 5. oder 6. UIAA Grad vorsteigen können aus. Klassisch sind auf Mallorca natürlich die Klettergärten. Doch auch einige schöne Mehrseillängenrouten und besonders die tollen Möglichkeiten für DWS machen das Klettern auf Malle überraschend abwechslungsreich. Beim Deep Water Soloing klettert man an steilen Felsen ungesichert direkt über dem Meer. Naturgemäß sind die überhängenden Routen meist sehr schwierig, doch auch weniger ambitionierte Kletterer sollten das Ambiente eines schönen DWS Spot unbedingt mal genießen.
Klima
Auf Mallorca herrscht gemäßigtes, subtropisches Klima mit über 300 Sonnentagen pro Jahr. Natürlich gibt es auf der Insel starke Winde die täglich bei der Auswahl des Kletterfelsen unbedingt berücksichtigt werden sollten. Besonders ist das im Winter, wenn auch die Temperaturen niedriger sind zu beachten. Aber mit ein wenig Wetterglück, können auch in den Wintermonaten gute Kletterbedingungen vorgefunden werden. Deutlich milder mit stabileren Wetterbedingungen findet man auf Mallorca ab März bis in den Mai hinein vor. In den Sommermonaten ist es viel zu heiß und ein Kletterurlaub macht deshalb keinen Sinn. Perfekte Bedingungen, ideal zur Saisonverlängerungen wenn es im Alpenraum schon unangenehm nasskalt sein kann, sind im Oktober und November. Dann ist auch das Meer für DWS und dem Entspannungsbad nach dem Klettergarten noch warm genug. Überraschend laue Nächte machen im Herbst das Urlaubsfeeling perfekt.
Anreise
Es gibt von allen Mitteleuropäischen Flughäfen sehr gute Anbindungen mit diversen Billifliegern nach Malle. Jedoch sollte man bei der Buchung des Fluges auch die Kosten für das benötigte Gepäck beachten und gleich mitbuchen. Noch billiger als der Flug sind auf Mallorca ausserhalb der Hauptreisezeit die Mietwägen. Die Sparangebote der lokalen Anbieter mit 5-10 EUR pro Tag wirken unglaubwürdig, doch sind tatsächlich Realität. Man muss nur beständig nein sagen, wenn einem zusätzliche Versicherungen angeboten werden.
Leute und Sprache
Die Mallorquiner sind wie alle Südländer immer gelassen und auch freundlich. Amtssprache ist Spanisch, doch traditionell wird mallorquinisch gesprochen, was einem Dialekt der katalanischen Sprache entspricht. Wer sich auf spanisch nicht verständigen kann, dem ist es fast überrall möglich sich in Englisch zu unterhalten. Natürlich wird in den Touristenzentren, auf der Lieblinsinsel der Deutschen auch deutsch gesprochen, doch im Landesinneren nicht überall. Die Speisekarten in den Restaurants sind auch meist mehrsprachig und deshalb gut verständlich.
Unterkunft
Sein Bettchen für einen Kletterurlaub auf Mallorca sucht man am besten im Zentrum der Insel bei Inca. Von hier aus sind sämtliche Sportklettergebiete, Mehrseillängentouren und die schönen DWS Spots im Osten der Insel gut zu erreichen. Natürlich gibt es auch ein paar Hotels, doch absolut empfehlenswert sind die zahlreich vorhandenen wunderschönen Fincas. Teilweise sind diese auch mit einem Pool ausgestattet, jedoch ist fraglich wie viel Zeit nach dem Klettern noch bleibt, um diesen auch zu nutzen. Besonders auch für Paare und kleinere Gruppen sind die Agroturismo sehr empfehlenswert. Die ursprünglichen Bauernhöfe haben sich mit Gästezimmern ein zweites Standbein aufgebaut. In diesen wird auch meist ein Frühstück und teilweise sogar traditionelles Abendessen angeboten.
Essen und Trinken
Die mallorquinische Küche ist mediterran, ländlich und teils auch rustikal geprägt und hat auch einen katalanischen Einfluss. So ist das Frito mallorquin, eine Art Eintopf aus Innereien eine echte Besonderheit. Aber natürlich gibt es auch genügend Gerichte für zarte Gaumen. Besonders die große Auswahl an Meeresfrüchten ist hier zu nennen. Als Fleisch wird viel Lamm, aber auch Schwein (Spanferkel) angeboten. Bei der Zubereitung sind die Mallorquiner auch mit braten, kochen und sehr oft grillen durchaus abwechslungsreich. Häufig werden viel Kartoffeln, aber auch Auberginen, Zucchini und weitere südländische Gemüsesorten als Beilagen serviert. Überraschend selten wird eine Paella angeboten. Mittags gibt es in vielen Restaurants, meist ab ca. 13 Uhr ein Menu del Dia. Dieses Angebot wird auch viel von Arbeitern genützt und ist oft eine gute Gelegenheit für uns Gäste um zu entdecken, was die Mallorquiner essen. Abends öffnen die Restaurants meist ab ca. 19 Uhr 30. Eine große Tradition haben besonders auch in Inca die urig eingerichteten Kellerrestaurants. Der Appetit wird immer mit einem Pamboli angeregt. Dies ist ein teils geröstetes Brot, das häufig auch selbst gebacken wird, mit Olivenöl. Dazu gibt auch mal eine hauchdünne Scheibe köstlichen Schinken, Tomaten, Knoblauch oder einen Aufstrich. Die Weine sind passend zum Essen eher kräftig und werden meist in Krügen offen serviert. Zur Abwechslung gibt es auch gute einheimische Biere (Cervezas). Abgeschlossen wird das Essen mit einem Likör aus Anis und weiteren Kräutern, der von den Mallorquiner Hierbas bezeichnet wird. Auch für Zwischendurch gibt es Empanadas Mallorquinas. Dies sind Hefeteigtaschen mit unterschiedlichsten, meist herzhaften Füllungen wie Fleisch, Wurst oder Meeresfrüchten. Aber es werden diese auch mit süßen Füllungen zum Nachtisch angeboten.
Das Leitungswasser auf Malle ist stark geclort und deshalb weder vertrauenswürdig und auch nicht gut. Besser man besorgt sich Trinkwasser vom Supermarkt, dass auch in großen Gebinden erhältlich ist.
Rahmenprogramm
Natürlich bietet es sich an einen Tag an einem der wunderschönen Strände zu verbringen, ein bisschen im Meer zu schwimmen und so Kraft für sein Projekt zu sammeln.
Es gibt genügend Urlauber, die nur zum Rennradfahren oder Mountainbiken nach Mallorca reisen. Allerdings ist hier organisatorischer Aufwand für die Leihräder erforderlich und es fallen Kosten an. Häufig ist es teurer sich ein Rad auszuleihen, als sich einen Leihwagen zu nehmen.
Einfacher, günstiger und oft auch schöner ist es wandern zu gehen. Für uns Alpenländler sind die Wege an den Küsten, vorbei an Klippen, Buchten, Leuchttürmen und einsamen Sandstränden besonders abwechslungsreich.
Auch ein Ausflug nach Palma de Mallorca mit einem Rundgang durch die Altstadt kann empfohlen werden. Diese ist mit Restaurants, Boutiquen etc. natürlich sehr touristisch, doch es gibt auch abseits der Menschenmassen einsame Gassen. Es lohnt sich den Königspalast la Almudia und als Höhepunkt die einzigartige, gotische Kathedrale vom bekannten Architekten Gaudi zu besichtigen.
Führer und Karten
Der Rockfax Verlag hat einen sehr guten Kletterführer in englischer Sprache herausgebracht: Spain : Mallorca – Sportclimbing and Deep Water Soloing. Dieser ist bei freytag & berndt versandkostenfrei erhältlich (einen blauen Riesen braucht kein Mensch!).
Eine Wanderkarte ist um die Klettergebiete zu finden nicht erforderlich. Die App von alpenvereinaktiv.com mit der entsprechenden Kartenfunktion ist vollkommend ausreichen. Wer für die Übersicht und für Wandertouren eine große Papierkarte haben will, sei das Kartenset Mallorca 2230 von Kompass im Maßstab 1:35.000, das bei f&b schnell verfügbar ist empfohlen.