Ich bin am Camino del Norte unterwegs. Die Variante des Jakobsweg, der zum großen Teil entlang der Atlantikküste verläuft, kann ich übrigens wegen der malerischen Strände und beeindruckenden Steilküsten sehr empfehlen! Aber das nur nebenbei. An einen der ersten Tage schlängelt sich der Weg im Landesinneren durch ein Waldgebiet und geht dann steil bergab in ein Tal. Es ist schon Mittag und bevor es auf der anderen Seite wieder nach oben geht, nutze ich die Gelegenheit an einem kleinen Weiler Pause zu machen. Ich schaue zur Kapelle, doch ist diese wie in der Gegend üblich leider verschlossen. Gegenüber erkenne ich eine Bank in der Sonne. Perfekt. Ich setzte mich hin, ziehe mein Baguette aus dem Rucksack, landestypisch trinke ich Wasser und ein Stück Käse habe ich auch noch dabei. Noch vor dem ersten Bissen kommt eine Frau aus dem Haus und frägt ob ich den Camino mache und ob ich etwas zu essen benötige. Also ich glaube, dass sie das gesagt hat, ich verstehe ja kein spanisch! Ich nicke und will ihr beibringen, dass ich auf dem Weg nach Santiago di Compostela bin und ich schüttele den Kopf, dass ich nichts zu essen benötige. Auch könnte ich das doch gar nicht annehmen! Die äußerst nette Frau bleibt hartnäckig und bald bringt mir ein kleines Mädchen ein Baguette mit köstlichem Speck! Ob ich Durst haben? Nein, schüttele ich den Kopf, ich habe noch für den ganzen Tag genügend Wasser. Die Verständigung klappt kein bisschen und ich kann nicht verhindern, dass ich bald ein Glas tiefroten, leckeren Rotwein in der Hand halte. Jetzt ist es echt zu viel, ich kann das doch nicht annehmen, aber den Wein stehen zulassen wäre auch unhöflich! Prost!
Ich strenge meine grauen Zellen an und dann fällt mir ein, dass ich noch meinen Notfallriegel im Rucksack habe. Mit dem Riegel in der Hand und einem breiten grinsen im Gesicht verschwindet das Mädchen im Haus. Wenigstens konnte ich eine kleine Aufmerksamkeit für die leckere Brotzeit lassen!
Leider kommt das süße Mädchen mit ihrer Oma mit hängenden Mundwinkeln wieder und ich werde mit dem Finger auf das Kleingedruckte auf der Verpackung zeigend nach den „Ingrédients“ gefragt. Oh je, das Mädchen hat anscheinend eine Allergie gegen irgendwas? Irgendwas was ich in Spanisch nicht verstehe. Ich schüttele den Kopf und will verständlich machen, dass in diesem Müsliriegel Nüsse, Milch etc. alles drin ist, auf was man allergisch sein kann. Die Kleine konnte sich durchsetzen und mampfte mit leuchtenden Augen den Riegel. Wird Sie einen Ausschlag bekommen? Rot und juckend am ganzen Körper? Der heilige Jakob ruft! Ich bin dann mal weg!
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Eine der schönesten Abschnitte des Camino del Norte im Detail: