Zum x-ten Mal greife Ich in die Schale und lege mir noch so einen kleinen Muffin auf meinen Teller.
Vor jedem Bissen wird ein wenige Marmelade auf das Küchlein gestrichen. Irgendwie liebe ich diese Art zu essen. Wie zu Hause – da streiche ich mir immer bevor ich genüsslich von einer frischen Breze vom Biobäcker abbeiße, ein wenig Butter auf diese. Leider sind die Muffins hier nicht frisch, sondern jeder einzeln in einer Folie eingepackt. Ich überlege mir auch nicht, mit wieviel Chemie diese hergestellt wurden. Ich glaube einfach, dass ich die Energie heute noch dringend brauchen werde und so ist essen jetzt eine Pflichtaufgabe! Zur Abwechslung nehme ich mal einen Zwieback. Ich packe ihn aus und lege das Tütchen auf dem Haufen auf unserem Tisch, der gefühlt schon fast so hoch ist als die Berge draußen vor der Hütte. Meine Freunde blicken betrübt nach unten, verziehen ihre Gesichter und essen kaum. Schade, dass sie die Aufgabe nicht erkennen können. Ich frage mich, wie diese Heute den Aneto bezwingen wollen? Zwieback habe ich seit meiner Kindheit keinen mehr gegessen und jetzt weiß ich auch wieder warum! Ein bisschen in den Kaffee tunken, Marmelade drauf und dann bringt auch dieser Energie. Besonders betrüblich ist die Situation, weil wir am Abend noch Baguette bekommen haben. Im Refugio de la Renclusa gibt es gutes Brot! Aber wir dürfen nicht böse sein, auch das Hüttenteam isst nur ein paar abgepackte Muffins. Es ist eben ein original französisches Frühstück! Der Nori versucht Butter auf einen Zwieback zu streichen, doch dieser kann sich der straken Hand nicht wiedersetzten: Mit den Worten „Jetzt zerbricht er auch noch!“ ist für Ihm das Frühstück beendet.
Doch von diesem Tiefpunkt aus ging es an diesem Tag steil aufwärts. Wir konnten mit dem Pico de Aneto (3.404 m) den höchsten Berg der Pyrenäen mit Ski besteigen und wurden bei der Abfahrt durch eine schöne Mulde mit bestem Schnee belohnt. Wie viel Glück man dazu braucht, wurde mir erst nach Jahren bei einer Reise in die Sierra Nevada bewusst. Da habe ich einen Katalanen kennengelernt, der vier Mal erfolglos versucht hat den Pico de Aneto im Winter zu besteigen. Da ist ein nicht frischer Muffin und ein zerbrochener Zwieback wirklich akzeptabel!
weitere Anekdoten
Alle Details zur Tour auf den Pico de Anto findet ihr in meinem Buch Abenteuer Skitouren – Best of Europa oder auf alpenvereinaktiv.com: