Ich bin mir nicht so ganz sicher? Hatten meine Teilnehmer beim diesjährigen Grundkurs Eis weniger gewusst, was an diesen vier Tage auf sie zukommt. Oder wusste ich noch weniger wie genau der Kurs in der reizvollen Großglocknergruppe genau ablaufen wird? Die sechs jungen, motivierten Leute übten zur Vorbereitung nicht nur die Knoten, sondern hatten sich auch im Internet über die Hütte informiert: Leider sei der Wirt so kalt wie die Hütte. An der Hütte angekommen wurden wir freundlich empfangen. Wir waren uns sicher, das kann nicht der Wirt sein. Das Essen war sehr gut und am Abend war es schön warm in der Hütte – irgendwas stimmt hier nicht. Doch die Lösung war schnell klar, die schöne Hütte hatte einen neuen Pächter.
Ich war schon lange nicht mehr und noch nie im Sommer im Gebiet über der Pasterze unterwegs. Wie könnte ich den Kurs hier organisieren? Doch mit ein bisschen suchen und zugegeben auch ein wenig Glück, haben wir für alle Ausbildungsthemen gutes Gelände gefunden:
– Für die Bremsübungen einen auslaufenden Firnhang.
– Eine kurze, steile Blankeisstelle, um verschiedene Steigeisentechniken zu üben.
– Der Nordhang unter dem Schneewinkelkopf bot sich an, um die Sicherungstechnik des laufenden Seiles zu trainieren.
– Für die Spaltenbergung fand ich eine tiefe Randkluft. In einer richtig fiese Firnkante verklemmt sich hier immer ordentlich das Seil. Das wusste ich vor dem Kurs natürlich nicht.
Natürlich will ich in so einem Kurs die Vereinsmitglieder für Hochtouren begeistern. Doch diesmal hatte ich das Gefühl, dass ich ständig von irgendwelchen grausigen Unfällen erzählt habe. Doch die Sechs konnte das anscheinend nicht abschrecken. Sie haben sich für ihre erste selbständige Hochtour verabredet. Egal ob die Tour jetzt stattfindet oder nicht. So etwas beim Abstieg von der Hütte mitzubekommen, ist das schönste, was einem ehrenamtlichen Kursleiter passieren kann. Das wusste ich vorher nicht und ist auch sicher nicht planbar. Aber so ist dieses Amt eine echte Ehre!
Grundkurs Eis auf der Oberwalder Hütte vom 20. bis 23. August 2020
Tourenleitung, Fotos und Bericht: Stefan Stadler